Der Sopran

Der Sopran ist der süße Zuckerguss über dem ganzen Tongebilde. Schwindlige Höhen, strahlender Glanz, absolut stimmsicher und dazu stets ein Lächeln auf den Lippen. Was will man mehr?

Wir normal sterbliche Chorsänger können nur entzückt aufschauen und wunschlos glücklich sterben angesichts der versammelten Muse, aber unser Chorleiter hat noch immer nicht genug! Weiter und höher strapaziert er die Damen im Sopran, sodass hin und wieder auch einmal eine goscherte Meldung zurück kommt. Vielleicht ist dies die eigentliche Natur der hohen Frauenstimme? Sie singt herrlich, aber sie weiß es auch und lässt es uns wissen. So geben wir Männer uns grundsätzlich nur in Bescheidenheit und gerade wie bei den Alt-Sängerinnen hoffen wir, dass wir als Chor den hohen Ansprüchen des Soprans gerecht werden und sie uns möglichst lange treu bleiben!

Der Alt

Leidenschaft und Stimmgewalt, das steht für der Gothen‘ Alt. Na ja, die Stimmgewalt muss bei einigen Damen vielleicht noch etwas trainiert werden, wird aber unweigerlich besser mit jeder Probe und jedem Auftritt!

Die Leidenschaft hingegen ist außer Frage zu stellen. Jedenfalls brauchen Sängerinnen im Alt  gute Nerven, weil hinten ihnen sitzt der Bass, der seinen Einsatz in Pianostellen(!) mit 250 Dezibel und einer tonmäßigen Schwankungsbreite von +/- 100 Herz zu geben pflegt. Ein strenger Blick nach hinten und Kopfschütteln soll da schon geholfen haben. Doch letztlich ist es eine gute Übung für die Damen, sich gegenüber den vorlauten Männern durchzusetzen, was auch im Leben außerhalb des Gothenchors nützlich sein soll. Sollte also jemals die Klage ertönen „Ich singe im Gothenchor, bitte holt mich hier raus“ so kommt sie am ehesten von einer Altsängerin. Doch wir werden sie nicht erhören, sondern mit dem uns Gothen angeborenen Liebreiz besingen und bezirzen, doch bitte, bitte, bitte, weiter singen zu kommen!

Der Tenor

Die Tenöre sind das bekannte Tüpfchen auf dem i (oder dem hohen c) oder auch das Salz in der Suppe jeden Chores (böse Stimmen würden es auch als Knoblauch-Würze bezeichnen).

Prinzipiell sind Männer, die wie Frauen singen können, eine verdächtige Gattung, nahe an Warmduschern und Frauenverstehern. Das Selbstverständnis des gothischen Tenors ist jedoch ein ungetrübtes: Der gothische Tenor ist stolz auf seine hohen Töne, egal ob sie der Brust- oder Kopfstimme entspringen und er sieht sich in der Evolution gegenüber den gothischen Bässen auf der nächsten Stufe. Die Bässe hingegen betrachten die Tenöre zwar als gleichwertige Bundesbrüder, nicht aber als echte Männer. Mit diesem Dilemma kommen unsere Diven in der hohen Männerstimme jedoch glänzend zurecht und bewahren in jeder Situation Haltung, zum guten Teil auch Dank des passionierten Orthopäden in ihren Reihen.

Der Bass

Unsere Bässe sind die grausgrimmige und furchterregende Basis des Chores. Ohne Bass geht gar nichts. Mit Bass geht fast nichts. Aber das soll uns nicht entmutigen, denn wir haben, was den Bass betrifft, einen Vorzug gegenüber allen anderen Chören, der uns Gothen auszeichnet:

Wir sind viele! Während andere Chöre gerade einmal mit 1-2 Quotenbässen herumbrummen und im Tenor meist nur Frauen singen, stellt unser Bass alles in den Schatten – zahlenmäßig zumindest (über den Körperumfang wollen wir hier nicht zu viele Worte verlieren).

Also: ganz nach dem Motto: Hey, Baby, probier’s mal mit `nem Bass wollen wir gar nicht mehr viel mehr sagen als: Probieren geht über Studieren!